Simon Says: Die Playoffs 2012 in der Beko BBL - Unglaubliches wird passieren!
Sven Simon
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Endlich ist es soweit: Das Vorspiel in 34 Akten ist absolviert, und am heutigen Donnerstag beginnen die Playoffs. In den kommenden anderthalb Monaten wird sich entscheiden, wer Deutscher Meister im Basketball wird. Sicher können wir nicht sein, dass es richtig spannend wird, aber wenn zurück geschaut wird, ist ein Krimi in mehreren Teilen mehr als wahrscheinlich …
„Unglaubliches wird passieren“ ist unser Motto für die diesjährigen Playoffs. Um die passende Formulierung haben wir lange gerungen im Ligabüro in Köln. „Zeit für Helden“ stand unter anderem auch im Raum. Natürlich erinnert unser Claim an „Where Amazing Happens“ aus den Imagespots der NBA (hier in der Version mit dem Dirkster), aber das ist nicht schlimm, denn was die Spannung angeht: Das ist der eine Punkt, bei dem sich die Beko BBL nicht vor dem großen Bruder aus Übersee verstecken muss!
Schon klar, was einige von Euch denken: Erst kommt der Pommer mit seinem Größenwahn, 2020 die beste nationale Liga Europas zu sein, jetzt vergleichen sie sich schon mit der stärksten Liga der Welt … und demnächst werden sie uns erzählen, dass dies hier Jason Boone mit Perücke sei, der sich mal in einer anderen Sportart probieren wollte. Aber bitte lasst mich zuerst einige Argumente anbringen, bevor das große Unwetter losbricht und die Basketball-Gemeinde virtuell losprügelt, weil ein offensichtlich Verblendeter es gewagt hat, die heimische Beletage mit der NBA zu vergleichen.
In den vergangenen acht Spielzeiten feierten fünf verschiedene Klubs die Deutsche Meisterschaft (welche andere Profiliga kann das schon von sich behaupten). 2011 gingen fünf der acht Playoff-Duelle über die volle Distanz. 2010 schieden die stärksten vier Teams der regulären Saison in der ersten Runde aus. Einige fette Argumente für eine ausgeglichene und damit spannende Liga, aber das sind nur die Punkte aus der Postseason generell. Werden die Finals unters Mikroskop gelegt, ballert der Zeiger des Drama-O-Meters noch energischer in den roten Bereich. Denn in den vergangenen drei Jahren ging die Finalserie jedes Mal über die volle Distanz, und das fünfte Spiel wurde immer erst in der Crunch Time entschieden:
- 2011 bedeuteten erst die beiden Dreier durch John Goldsberry und Brian Roberts in den letzten 90 Sekunden die Meisterschaft für Bamberg gegen Berlin:
- 2010 trug Pascal Roller von der Bank kommend die Frankfurter mit insgesamt 20 Punkten in Reichweite des Titels, um zehn Sekunden vor dem Ende bei bis dato perfekter Quote von der Wohltätigkeitslinie in den Playoffs (15/15) den Freiwurf zum Ausgleich daneben zu setzen und 70:72 zu verlieren.
- 2009 hatte Bonn bei drei Punkten Vorsprung bei verbleibenden elf Sekunden bereits alle Scherze über den ewigen Zweiten beerdigt, bevor Jason Gardner und Je’Kel Foster die Nummer in unglaublicher Manier drehten.
Aber je länger darüber nachgedacht wird, desto mehr Krimi-Beispiele aus den Playoffs der vergangenen acht Jahre kommen in den Sinn.
- Da wäre zum Beispiel das fünfte Halbfinale von 2009 zwischen Berlin und Bonn. Bis dato hatten die Telekom Baskets noch nie ein entscheidendes Spiel gewinnen können in der Metropole, die Bonn den Titel als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland abgenommen hatte. Dann kamen Winsome Frazier & Co, netzten zehn von 17 Dreiern ein und ballerten die Berliner in den Urlaub.
- 2007 schickte Quakenbrück mit gelebtem Small Ball den Ligaprimus Berlin mit 3-0 in den unerwartet frühen Urlaub, und nur die Verletzung von Drachen-Aufbau Filiberto Rivera im ersten Finale gegen Bamberg verhinderte, dass ein Tabellenachter die Meisterschaft feierte.
- Natürlich darf auch der Dreier von Aleksandar Nadjfeji mit der Sirene für Köln nicht fehlen, der 2006 das Aus für den Meister aus Bamberg in der eigenen Halle bedeutete:
- Aus dem weiteren Verlauf des Playoff-Runs der Kölner ist auch noch das dritte Finalspiel in guter Erinnerung, als ein Rückstand von mehr als 20 Punkten aufgeholt wurde, um am Ende durch einen Dreier mit der Sirene von Immanuel McElroy zu gewinnen und anschließend zu Hause den Titel einzutüten.
- Über Chuck Eidsons 40 Punkte für Gießen im fünften Viertelfinale in Köln von 2005 muss wohl nichts mehr geschrieben werden (checkt beizeiten mal die Gießener Dokumentation über dieses Spiel).
- 2004 beendete Bamberg Berlins Meisterschaftsabo auf unerhörte Art: Das fünfte Spiel in der Schmelinghalle wurde mit 93:68 gewonnen (ein junger deutscher Aufbau mit dem Spitznamen Steffi legte damals 25 Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists auf und sein Dunk im Setplay nach Zug über die Mitte ist unvergessen – wer ein Video davon hat, bitte Link an mich).
- 2004 und 2005 lieferten sich Bamberg und Frankfurt über zwei Jahre hinweg eine epische Schlacht über zehn Finalspiele mit viel Rudelbildung und kochenden Gemütern, die am Ende mit einer Meisterschaft für jede Seite ausging (wie Rick Stafford trotz kaputter rechter Schulter aufs Feld stiefelte und mit links warf, lässt heute noch die Gänsehaut sprießen).
Und das hier sind nur die großen Momente seit 2004, die mir spontan aus dem Kleinhirn purzeln. Mit Sicherheit habe ich einige vergessen (wenn Euch einer fehlt, setzen wir darauf, dass Ihr das der deutschen Basketball-Gemeinde auf unserer Facebookseite mitteilt - am liebsten natürlich gleich mit Videolink, dann könnten wir gemeinsam so etwas wie eine YouTube-Liste der wichtigsten Momente der jüngeren Bundesligageschichte aufbauen).
Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass in den vergangenen Jahren seit dem Ende der Titelserie Berlins jede Menge Unglaubliches passiert ist in der Beko BBL. Genau deshalb lehnen wir uns mal mit breiter Brust aus dem Fenster und prognostizieren, dass dem auch dieses Jahr wieder so sein wird. Und wenn jetzt der ein oder andere sich fragt, wie wir unser Motto nachträglich verteidigen würden, wenn sich die Bamberger mit drei Sweeps durchsetzen würden? Wie immer: Wir schieben intern die miese Idee für den Claim dem Kollegen unter und verweisen nach außen darauf, dass dieser doppelte Threepeat der Brose Baskets einmalig in der Geschichte der Liga ist und damit ja auch unglaublich.
Zum Einstimmen auf den heutigen Start der besten Zeit des Jahres nun noch die Top Ten aus den Playoffs 2011:
Abschließend der Hinweis, dass diese Kolumne nicht die offizielle Meinung der Beko BBL darstellt, sondern Einschätzungen von Sven Simon als Mitarbeiter des Ligabüros in Köln sind. Wenn Ihr meine Meinung für einen geistigen Airball haltet, laden wir euch auch zum Diskutieren auf die Pinnwand unserer Facebook-Seite ein (jeder der dort „Gefällt mir“ drückt, kommt übrigens in mein Buch der coolen Leute). Ich freue mich generell über Euer Feedback per Email und vor allem auch über klare Worte, falls Ihr was zu kritisieren habt (diesmal aber wie oben erwähnt besonders über Links zu bewegten Bildern großer Playoff-Momente des deutschen Basketballs). Besten Dunk fürs Lesen!
Schon klar, was einige von Euch denken: Erst kommt der Pommer mit seinem Größenwahn, 2020 die beste nationale Liga Europas zu sein, jetzt vergleichen sie sich schon mit der stärksten Liga der Welt … und demnächst werden sie uns erzählen, dass dies hier Jason Boone mit Perücke sei, der sich mal in einer anderen Sportart probieren wollte. Aber bitte lasst mich zuerst einige Argumente anbringen, bevor das große Unwetter losbricht und die Basketball-Gemeinde virtuell losprügelt, weil ein offensichtlich Verblendeter es gewagt hat, die heimische Beletage mit der NBA zu vergleichen.
In den vergangenen acht Spielzeiten feierten fünf verschiedene Klubs die Deutsche Meisterschaft (welche andere Profiliga kann das schon von sich behaupten). 2011 gingen fünf der acht Playoff-Duelle über die volle Distanz. 2010 schieden die stärksten vier Teams der regulären Saison in der ersten Runde aus. Einige fette Argumente für eine ausgeglichene und damit spannende Liga, aber das sind nur die Punkte aus der Postseason generell. Werden die Finals unters Mikroskop gelegt, ballert der Zeiger des Drama-O-Meters noch energischer in den roten Bereich. Denn in den vergangenen drei Jahren ging die Finalserie jedes Mal über die volle Distanz, und das fünfte Spiel wurde immer erst in der Crunch Time entschieden:
- 2011 bedeuteten erst die beiden Dreier durch John Goldsberry und Brian Roberts in den letzten 90 Sekunden die Meisterschaft für Bamberg gegen Berlin:
- 2010 trug Pascal Roller von der Bank kommend die Frankfurter mit insgesamt 20 Punkten in Reichweite des Titels, um zehn Sekunden vor dem Ende bei bis dato perfekter Quote von der Wohltätigkeitslinie in den Playoffs (15/15) den Freiwurf zum Ausgleich daneben zu setzen und 70:72 zu verlieren.
- 2009 hatte Bonn bei drei Punkten Vorsprung bei verbleibenden elf Sekunden bereits alle Scherze über den ewigen Zweiten beerdigt, bevor Jason Gardner und Je’Kel Foster die Nummer in unglaublicher Manier drehten.
Aber je länger darüber nachgedacht wird, desto mehr Krimi-Beispiele aus den Playoffs der vergangenen acht Jahre kommen in den Sinn.
- Da wäre zum Beispiel das fünfte Halbfinale von 2009 zwischen Berlin und Bonn. Bis dato hatten die Telekom Baskets noch nie ein entscheidendes Spiel gewinnen können in der Metropole, die Bonn den Titel als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland abgenommen hatte. Dann kamen Winsome Frazier & Co, netzten zehn von 17 Dreiern ein und ballerten die Berliner in den Urlaub.
- 2007 schickte Quakenbrück mit gelebtem Small Ball den Ligaprimus Berlin mit 3-0 in den unerwartet frühen Urlaub, und nur die Verletzung von Drachen-Aufbau Filiberto Rivera im ersten Finale gegen Bamberg verhinderte, dass ein Tabellenachter die Meisterschaft feierte.
- Natürlich darf auch der Dreier von Aleksandar Nadjfeji mit der Sirene für Köln nicht fehlen, der 2006 das Aus für den Meister aus Bamberg in der eigenen Halle bedeutete:
- Aus dem weiteren Verlauf des Playoff-Runs der Kölner ist auch noch das dritte Finalspiel in guter Erinnerung, als ein Rückstand von mehr als 20 Punkten aufgeholt wurde, um am Ende durch einen Dreier mit der Sirene von Immanuel McElroy zu gewinnen und anschließend zu Hause den Titel einzutüten.
- Über Chuck Eidsons 40 Punkte für Gießen im fünften Viertelfinale in Köln von 2005 muss wohl nichts mehr geschrieben werden (checkt beizeiten mal die Gießener Dokumentation über dieses Spiel).
- 2004 beendete Bamberg Berlins Meisterschaftsabo auf unerhörte Art: Das fünfte Spiel in der Schmelinghalle wurde mit 93:68 gewonnen (ein junger deutscher Aufbau mit dem Spitznamen Steffi legte damals 25 Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists auf und sein Dunk im Setplay nach Zug über die Mitte ist unvergessen – wer ein Video davon hat, bitte Link an mich).
- 2004 und 2005 lieferten sich Bamberg und Frankfurt über zwei Jahre hinweg eine epische Schlacht über zehn Finalspiele mit viel Rudelbildung und kochenden Gemütern, die am Ende mit einer Meisterschaft für jede Seite ausging (wie Rick Stafford trotz kaputter rechter Schulter aufs Feld stiefelte und mit links warf, lässt heute noch die Gänsehaut sprießen).
Und das hier sind nur die großen Momente seit 2004, die mir spontan aus dem Kleinhirn purzeln. Mit Sicherheit habe ich einige vergessen (wenn Euch einer fehlt, setzen wir darauf, dass Ihr das der deutschen Basketball-Gemeinde auf unserer Facebookseite mitteilt - am liebsten natürlich gleich mit Videolink, dann könnten wir gemeinsam so etwas wie eine YouTube-Liste der wichtigsten Momente der jüngeren Bundesligageschichte aufbauen).
Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass in den vergangenen Jahren seit dem Ende der Titelserie Berlins jede Menge Unglaubliches passiert ist in der Beko BBL. Genau deshalb lehnen wir uns mal mit breiter Brust aus dem Fenster und prognostizieren, dass dem auch dieses Jahr wieder so sein wird. Und wenn jetzt der ein oder andere sich fragt, wie wir unser Motto nachträglich verteidigen würden, wenn sich die Bamberger mit drei Sweeps durchsetzen würden? Wie immer: Wir schieben intern die miese Idee für den Claim dem Kollegen unter und verweisen nach außen darauf, dass dieser doppelte Threepeat der Brose Baskets einmalig in der Geschichte der Liga ist und damit ja auch unglaublich.
Zum Einstimmen auf den heutigen Start der besten Zeit des Jahres nun noch die Top Ten aus den Playoffs 2011:
Abschließend der Hinweis, dass diese Kolumne nicht die offizielle Meinung der Beko BBL darstellt, sondern Einschätzungen von Sven Simon als Mitarbeiter des Ligabüros in Köln sind. Wenn Ihr meine Meinung für einen geistigen Airball haltet, laden wir euch auch zum Diskutieren auf die Pinnwand unserer Facebook-Seite ein (jeder der dort „Gefällt mir“ drückt, kommt übrigens in mein Buch der coolen Leute). Ich freue mich generell über Euer Feedback per Email und vor allem auch über klare Worte, falls Ihr was zu kritisieren habt (diesmal aber wie oben erwähnt besonders über Links zu bewegten Bildern großer Playoff-Momente des deutschen Basketballs). Besten Dunk fürs Lesen!
erstellt am 03.05.2012